Während der Sommermonate 2024 nehmen ältere NutzerInnen in drei europäischen Ländern an dem vom Information Matters ExpertentInnenam entwickelten Pilotschulungsprogramm zur digitalen und Medienkompetenz teil. Mehr als 300 Menschen im Alter von 55+ erhalten die Möglichkeit, sich Grundkenntnisse über die praktische Anwendung von elektronischen Geräten und Apps zur Unterstützung ihrer täglichen Aktivitäten anzueignen, wie z.B. Online-Suche und -Kommunikation, Reisebuchungen, E-Banking, aber auch umfassendere und komplexere Themen wie digitales Wohlergehen, Online-BürgerInnenbeteiligung oder das Erkennen von Fake News.
Im Rahmen des IM-Projekts wurden 10 Hauptbildungsmodule entwickelt, die die von den ErwachsenenausbilderInnen zu behandelnden Inhalte umreißen. Diese Themen wurden auch in 10 Videotutorials umgewandelt, die an die Bedürfnisse älterer NutzerInnen angepasst und online veröffentlicht wurden, um einem breiten Publikum in vier verschiedenen Sprachen (Österreichisch, Bulgarisch, Englisch und Rumänisch) zur Verfügung zu stehen. Sie konnten entweder über die Projektwebsite oder direkt über die Plattform YouTube abgerufen werden.
In Österreich
Für die Erwachsenenschulung hat der österreichische Partner BEST 20 von 40 SchulungsexpertInnen nominiert, die Anfang des Jahres am Information Matters Online-Train-the-Trainer-Programm teilgenommen haben. Während des gesamten Sommers halten diese SchulungsexpertInnen Online-Kurse für 100 ältere Menschen aus Wien ab.
Wir haben mit zwei der österreichischen Trainer erwachsene Menschen gesprochen, um ein Feedback über die Lernerfahrung mit Information Matters zu erhalten und um zu erfahren, warum sie glauben, dass die Lerninhalte einen positiven Einfluss auf die älteren Menschen haben werden, die letztendlich davon profitieren.
Hier ist, was sie sagen:
Wir haben beobachtet, dass die digitale und mediale Kompetenz von SeniorInnen und die bestehenden Lücken für ihre volle Teilnahme an virtuellen Umgebungen in den letzten Monaten ein wichtiges Thema für österreichische Medien und SeniorenvertreterInnen und -verbände waren. Daher finden wir den Ansatz und die Inhalte des Projekts sehr gut geeignet, um ältere Menschen dabei zu unterstützen, die Vorteile der Digitalisierung für die Gesellschaft und den Alltag des Einzelnen voll auszuschöpfen, auch im Hinblick auf mögliche Gefahren.
– A. P.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt unserer Meinung nach auf der Steigerung des Interesses an lebenslangem Lernen. SeniorInnen sehen sich oft nicht in der Lage, mit der Digitalisierung umzugehen, vor allem diejenigen, die noch nicht viel Erfahrung damit gemacht haben, weder im privaten noch im beruflichen Bereich. Hinzu kommt oft die Sorge, dass sie etwas "falsch" machen könnten.
Unsere Herausforderung in der Arbeit mit SeniorInnen besteht daher in vielen Fällen auch darin, sie dabei zu unterstützen, ihre Einstellung zu ändern, von einer "negativen" zu einer "positiven" Haltung gegenüber dem Thema Digitalisierung im Allgemeinen und zur Verbesserung der individuellen digitalen Fähigkeiten und Kompetenzen. Die vom Information Matters Projekt zur Verfügung gestellten Online-Trainingsmaterialien sind für diesen Zweck sehr umfassend, zugänglich und praktikabel und wurden von den älteren Lernenden bisher sehr geschätzt.
– G.B.
In Bulgarien
Die Schulungen für ältere Menschen werden gleichzeitig an 20 verschiedenen Orten im ganzen Land durchgeführt und finden in den Räumlichkeiten der örtlichen Bibliotheken statt - von den größeren Stadtbibliotheken bis hin zu den kleinen Gemeindezentren. Bei den beteiligten AusbilderInnen handelt es sich um Bibliothekare, die aus dem breiten Bibliotheksnetz des bulgarischen Partners GLBF ausgewählt wurden. Sie alle wurden im Frühjahr 2024 im Rahmen des Pilot-IM-Online-Kurses für AusbilderInnen unter der Leitung der bekannten lokalen Digitalunternehmerin und Erwachsenenausbilderin Justine Toms für die Schulung von Erwachsenen in Medien- und Digitalkompetenz zertifiziert.
Diese Bibliotheksfachleute bieten ihrerseits Bildungsveranstaltungen für Senioren an und setzen sich stark dafür ein, die gefährdeten SeniorInnen in ihre Bibliotheksgemeinschaft einzubinden und sie so beim digitalen Wandel zu unterstützen. Die meisten KursteilnehmerInnen sind über 65 Jahre alt, und um für sie noch nützlicher zu sein, werden die Lernveranstaltungen ausschließlich persönlich abgehalten, was eine offene und freundliche Atmosphäre ermöglicht. Zu diesem Zweck nähern sich die erfahrenen AusbilderInnen den älteren Menschen auf nicht-formale Weise, lassen Raum für freie Diskussionen, Erfahrungsaustausch und spielerisches Lernen, kombinieren Humor mit praktischen Aufgaben und fördern Gruppensitzungen.
Die TeilnehmerInnen sind bereit, sich Schritt für Schritt in das neue Wissens- und Kompetenzfeld der digitalen und medialen Welt einzuarbeiten. Darüber hinaus gewinnen die älteren Auszubildenden Selbstvertrauen im Umgang mit dem digitalen Bereich. Und die Ergebnisse der formalen Tests, mit denen die Kompetenzen der älteren Auszubildenden gemessen werden, bestätigen diese Fakten.
Die Mundpropaganda spricht sich in der Gemeinde herum und bringt andere neugierige SeniorInnen dazu, die Lerneinheiten zu besuchen. Manchmal bringen sie sogar ihre jüngeren FreundInnen oder Enkelkinder mit, die ebenso eifrig an den Kursen teilnehmen und sich austauschen wollen. Es scheint, dass unsere TeilnehmerInnen in letzter Zeit mehr über das Thema Fake News sprechen als über die regulären Nachrichtensendungen.
In Rumänien
In Rumänien finden die Schulungen sowohl in Oradea als auch in Bukarest statt, wo sich die Schulungszentren des rumänischen Partners CREFOP befinden. ErwachsenenbildnerInnen des CREFOP-Netzwerks führen sowohl online als auch persönlich interaktive Schulungen für die älteren TeilnehmerInnen aus den beiden Gebieten durch. In Zusammenarbeit mit dem Nationalen Verband der Bibliothekare und öffentlichen Bibliotheken Rumäniens (ANBPR) wurden 30 Bibliothekare aus Rumänien für die Teilnahme und die Schulung von ErwachsenenbildnerInnenn im Bereich Medien- und Digitalkompetenz gewonnen.
Anfang August fand eine spezielle Online-Sitzung für die AusbilderInnen in Rumänien statt, in der der Experte für digitale Sicherheit Marius George SINCA eine umfassende Präsentation der IM-Bildungsmodule anbot, Fragen der TeilnehmerInnen beantwortete und die technischen Aspekte klärte. Es wurden auch wirksame Strategien erörtert, um Informationen für SeniorInnen zugänglicher zu machen und die AusbilderInnen darauf vorzubereiten, ihre Rolle erfolgreich zu erfüllen. Darüber hinaus präsentierte Flaviu Porojan wichtige Details über den Fortschritt des Programms, die Ziele des Projekts und die nächsten Schritte, wobei er die Bedeutung der aktiven Beteiligung der AusbilderInnen an der Erreichung der Projektziele betonte. Die Atmosphäre des Treffens war energiegeladen und kollaborativ, und die TeilnehmerInnen waren motiviert, das neue Wissen in ihren Gemeinden anzuwenden und so zum Wachstum der digitalen und Medienkompetenz beizutragen.
Derzeit finden im Multifunktionalen Sozialzentrum Iosia II in Oradea fortlaufende Schulungen mit SeniorInnen statt. Die TeilnehmerInnen zeigen stets großes Interesse an den besprochenen Themen, beteiligen sich aktiv an Gesprächen und wollen mehr darüber erfahren, wie man sich sicher in der digitalen Welt bewegt.
Nachbereitung
Die Schulungen mit älteren Menschen werden in allen drei Ländern Anfang September abgeschlossen sein. Anschließend wird der belgische Partner EAVI eine Nachbereitung der Erfolge und Herausforderungen vornehmen und diese in Form einer Fallstudie auf der Online-Konferenz zum Abschluss des Information Matters Projekts präsentieren. Die Veranstaltung richtet sich an ein breites europäisches Publikum - von AusbilderInnen bis hin zu ForscherInnen und politischen EntscheidungsträgerInnen - und ist für den 26. September 2024 geplant.